Stell dir vor, du liest einen spannenden Krimi, und kurz vor der Auflösung wirst du unterbrochen. Genau so fühlt es sich an, mitten in einem Videospiel aufhören zu müssen. Besonders frustrierend ist es, wenn der Spielfortschritt nicht gespeichert werden kann – ein Grund, warum feste Spielzeiten für Zoff sorgen können.
Bleibt flexibel
Pädagogen empfehlen, keine festen Uhrzeiten vorzugeben, sondern zum Beispiel gemeinsam mit deinen Kindern Spieltage und spielfreie Tage zu vereinbaren. An Spieltagen können sie ohne Zeitdruck spielen und ihre Aufgaben im Spiel abschließen. An spielfreien Tagen bleibt Raum für andere Hobbys und Pflichten.
Eine weitere Idee ist ein Medienkonto. Dabei legst du eine wöchentliche Stundenanzahl für Medien fest (Konsole, Smartphone, TV). Dein Kind entscheidet, wie es diese Zeit nutzt. Ist das Budget aufgebraucht, gibt es keine zusätzlichen Stunden – eine faire Methode, die Eigenverantwortung stärkt.
Bei diesen Regelungen solltest du aber auch auf das jeweilige Spiel achten: Ein Rennen in “Mario Kart” ist nach wenigen Minuten vorbei – da lässt sich die Spielzeit gut begrenzen, auch eine Runde zwischendurch ist kein Problem. Ganz anders ist das bei Rollenspielen oder Abenteuerspielen: Hier dauert eine Spielrunde deutlich länger, oft gibt es keine festen Pausenpunkte. Wird mitten im Spiel abgebrochen, verliert dein Kind womöglich Spielfortschritte – und dann ist Ärger vorprogrammiert.
Empfohlene Spielzeiten nach Alter
Wie lange sollte dein Kind spielen dürfen? Pädagogen raten zu diesen Zeiten:
- 4 bis 6 Jahre: Nur gemeinsam mit einem Erwachsenen und für sehr kurze Zeit
- 7 bis 10 Jahre: 30 bis 45 Minuten pro Spieltag
- 11 bis 13 Jahre: 60 bis 75 Minuten pro Spieltag
- Ab 14 Jahren: Flexible Spielzeiten, die ihr gemeinsam vereinbart
Der “Flow”-Zustand: Wenn Zeit keine Rolle spielt
Beim Spielen – besonders bei Videospielen – kann es passieren, dass Kinder so konzentriert sind, dass sie die Zeit vergessen und kaum noch etwas um sich herum mitbekommen. Fachleute nennen diesen Zustand “Flow”. Der Psychologe Siegbert A. Warwitz beschreibt ihn als eine Art Schaffensrausch: Das Kind ist ganz bei sich, wie in einer eigenen Welt.
Dieser Zustand ist zunächst etwas Positives. Er zeigt, dass das Kind motiviert ist, sich anstrengt, Probleme löst und Freude an dem hat, was es gerade tut. Es heißt, Flow sei ein wichtiger Motor für Lernen und Entwicklung – und er entsteht auch beim Lesen oder beim Musizieren.
Für Eltern ist vor allem wichtig zu wissen: Kinder merken in diesem Moment wirklich nicht, wie viel Zeit vergeht. Sie reagieren deshalb oft nicht auf Ansprachen. Nicht aus Trotz, sondern weil sie gedanklich ganz woanders sind.
Gleichzeitig braucht Flow im Alltag Grenzen, damit andere Bereiche nicht zu kurz kommen. Wichtig ist dann, Übergänge sanft zu gestalten: frühzeitig ankündigen, freundlich erinnern und Verständnis zeigen. Zum Beispiel: “Speichern wir das Spiel, dann kannst du später an derselben Stelle weitermachen.”
Keine Angst, wenn sehr viel gespielt wird
Es ist normal, dass Jugendliche manchmal viel Zeit mit Spielen verbringen. Sei es, weil die Schule stresst, Freunde keine Zeit haben oder ein neues Spiel erschienen ist. Solche Phasen gehen vorbei.
Kritisch wird es, wenn die Vielspiel-Phase länger anhält. In solchen Fällen solltest du genauer hinsehen und überlegen, wie du dein Kind unterstützen kannst. Mehr dazu erfährst du in diesem Artikel.
Videospiele nicht als Druckmittel einsetzen
Vermeide es, Videospiele als Belohnung oder Strafe einzusetzen. Das gibt ihnen einen ungewollt hohen Stellenwert. Stattdessen hilft es, klare Regeln festzulegen und diese konsequent einzuhalten. Erkläre deinem Kind aber, warum diese Abmachungen wichtig sind.
Videospiele können faszinieren, herausfordern und sogar fördern – aber sie brauchen klare Regeln. Mit etwas Flexibilität, offenen Gesprächen und festen Abmachungen gelingt es dir, eine gesunde Balance zwischen Gaming und anderen Aktivitäten zu schaffen.


Hilfreicher Beitrag?